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Vulkanismus: Europas Supervulkan ist aktiver als gedacht

Die Phlegräischen Felder gehören zu Europas tektonisch gefährlichsten Regionen. Und sie brechen wohl in kürzeren Abständen aus, als man bislang annahm.
Fumarolen in den Phlegräischen Feldern

Neapel sitzt auf einem Pulverfass zwischen dem Vulkan Vesuv und dem Supervulkan der Phlegräischen Felder, und niemand weiß, wann einer von beiden explodieren könnte. Doch während beim Vesuv zwischen größeren Eruptionen nur wenige Jahrzehnte bis Jahrhunderte liegen können, dauert es bei den Phlegräischen Feldern Jahrtausende, bis ein erneuter Ausbruch ansteht. Nach neuen Erkenntnissen von Paul Albert von der University of Oxford und seinen Kollegen könnte der Supervulkan allerdings häufiger in die Luft fliegen als bislang gedacht. Ihre Arbeit dazu stellten sie in »Geology« vor.

Bislang war man davon ausgegangen, dass es vor 40 000 Jahren zu einer gewaltigen Eruption gekommen ist, die ganz Europa mit Asche bedeckt hat. Eine zweite, etwas kleinere folgte vor 15 000 Jahren. Albert und Co legen allerdings Belege vor, dass es auch dazwischen ordentlich gekracht haben könnte: Vor 29 000 Jahren kam es demnach ebenfalls zu einem Ausbruch, dessen Ablagerungen insgesamt ein Gebiet von 150 000 Quadratkilometern betroffen haben. Die entsprechenden Aschen- und Tuffablagerungen lassen sich in See- und Meeressedimenten des Mittelmeerraums nachweisen: Sie waren schon bekannt, konnten aber lange keinem Vulkan definitiv zugewiesen werden – auch wenn darin eingeschlossene vulkanische Glase denen von erwiesenen Ausbrüchen der Phlegräischen Felder glichen. In ihrem Umfeld fehlten jedoch Spuren der fraglichen Explosion.

Die Geowissenschaftler scheinen diese Hinweise nun jedoch gefunden zu haben: Bei Bohrungen in Neapel und nordöstlich der Caldera des Supervulkans stießen sie auf vulkanische Glase, die vom Alter und der chemischen Zusammensetzung zu der fraglichen Eruption vor 29 000 Jahren passen würden. Die untersuchten Ablagerungen des als Masseria-del-Monte-Tuff bezeichneten Materials entsprechen bezüglich ihrer Menge und Verteilung einem Vulkanausbruch der Stärke 6 bis 7, also etwa dem des Tambora 1815: Die Eruption des indonesischen Vulkans kostete damals mehreren zehntausend Menschen das Leben; die Folgen für das Klima waren jahrelang zu spüren und bescherten unter anderem Europa 1816 das »Jahr ohne Sommer«. Im Fall der Phlegräischen Felder war die Eruption ungefähr so stark wie die jüngste vor rund 15 000 Jahren.

Damit verkürzen sich die Intervalle, in denen der Supervulkan aktiv wird – in einer Region, die zu den am dichtesten besiedelten Europas gehört. Momentan scheint er sich auch wieder verstärkt zu regen, wie verschiedene Daten andeuten. Zum einen strömt in den letzten Jahren vermehrt Gas aus den Phlegräischen Feldern, zum anderen scheint sich verstärkt Magma im Untergrund anzusammeln. Wie verheerend ein Ausbruch ausfallen könnte, ist allerdings umstritten, insbesondere wie stark Europa als Ganzes betroffen sein würde. Im unmittelbaren Umfeld dürfte es jedoch ziemlich ungemütlich werden.

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